Die BOSNA QUILT WERKSTATT entstand 1993 während des Balkan-Kriegs im Caritas -Flüchtlingsheim Galina in Vorarlberg. Die nach  Entwürfen der österreichischen Malerin Lucia Feinig-Giesinger  hergestellten Quilts sind dünne Decken, die von bosnischen Frauen von Hand nach deren eigenen Vorstellungen gesteppt werden. In der Zeit des Exils war die Arbeit in der Quilt-Werkstatt nicht nur eine willkommene Erwerbsmöglichkeit sondern vor allem eine Beschäftigung gegen das Trauma von Krieg und Flucht. Viele Flüchtlinge sind nach dem Krieg in ihre Heimat zurückgekehrt und die BOSNA QUILT Werkstatt wurde nach Gorazde verlegt, wo sich zur Zeit 12 Frauen am Projekt beteiligen. Gorazde ist heute eine Enklave der muslimisch-kroatischen Föderation innerhalb der Republik Bosnien und Herzegovina. Die vor dem Krieg ca. 40.000 Einwohner zählende Stadt an der Drina war während des Krieges jahrelang eingeschlossen und wurde teilweise zerstört. Das Leben in Gorazde ist heute von Arbeitslosigkeit, Abwanderung  und noch immer von einer durch den Krieg beschädigten Infrastruktur geprägt.

Die textilen Kunstwerke der BOSNA QUILT WERKSTATT reisen seit mehr als zehn Jahren von Ausstellung zu Ausstellung durch Europa und stellen sich in privaten und öffentlichen Räumen dem ästhetischen und politischen Dialog mit dem Betrachter.

Im W. Neugebauer Verlag (Graz / Feldkirch) erschien vor kurzem in 2. Auflage die Monographie "Vernähte Zeit / Sasiveno vrijeme" mit englischer Übersetzung.

Über Bosna Quilts

(W. Perfler)

Am Freitag, dem 7. Oktober um 18 Uhr, wird in der Galerie St. Georg eine neue Ausstellung eröffnet. Gezeigt werden textile Kunstwerke aus der Bosna Quilt Werkstatt. Die ersten Bosna Quilts entstanden 1993 während des Balkankriegs in einem Flüchtlingsheim in Vorarlberg. Bosna Quilts sind dünne Decken ("yorgan", wie man auch auf bosnisch sagt), die nach Entwürfen der Vorarlberger Malerin Lucia Feinig-Giesinger von bosnischen Frauen von Hand nach ihren eigenen Vorstellungen gesteppt werden. In der Zeit des Exils war die Arbeit in der Quilt-Werkstatt nicht nur eine willkommene Erwerbsmöglichkeit, sondern vor allem eine Beschäftigung gegen das Trauma von Krieg und Flucht. Viele Flüchtlinge sind nach dem Krieg in ihre Heimat zurückgekehrt und die Bosna Quilt Werkstatt wurde nach Gorazde verlegt, wo sich zur Zeit 12 Frauen am Projekt beteiligen.

Gorazde ist heute eine Enklave der muslimisch-kroatischen Föderation innerhalb der Republik Bosnien und Herzegowina. Die vor dem Krieg ca. 40.000 Einwohner zählende Stadt an der Drina war während des Krieges jahrelang eingeschlossen und wurde teilweise zerstört. Das Leben in Gorazde ist heute von Arbeitslosigkeit, Abwanderung und einer noch immer durch den Krieg beschädigten Infrastruktur geprägt.

Im vergangenen Juni war ich für drei Tage in Bosnien, um die Frauen der Bosna Quilt Werkstatt kennen zu lernen. Kurz vor der Reise wurde mir bewusst, dass ich abgesehen von Stichwörtern wie Bosna Würstl, Ermordung des Thronfolgers und Balkankrieg eigentlich nichts über dieses Land wusste, obwohl es geographisch so nahe und geschichtlich so eng mit Österreich und der Türkei verbunden ist. Ich machte mir auch keine Vorstellung davon, wie sichtbar, trotz teilweisen Wiederaufbaus, die Zerstörungen durch den Krieg noch heute sind. Die an vielen Gebäuden noch immer klaffenden Einschusslöcher, die Holzstöße neben den Plattenbau-Hochhäusern (weil die Erdgasheizung noch immer nicht funktioniert), die jungen Grabstelen inmitten eines Stadtparks von Sarajevo sind auffällige Bilder, hinter denen die gravierenden Kerben des Krieges für einen Besucher bloß zu ahnen sind. Auf der Ruine der Staats- und Universitätsbibliothek in Sarajevo, in der 1992 unzählige Manuskripte und Materialien zur Geschichte Bosniens verbrannten, prangt ein blaues Schild mit gelben Sternen, auf dem von einem Wiederaufbau-Projekt der EU die Rede ist: Geplantes Ende der Bauarbeiten: 31.Dezember 2003.(!) Ich fragte mich, ob Bosnien von Europa wohl ein weiteres Mal vergessen worden ist und fühlte meine eigene Ignoranz umso beschämender.

Trotzdem habe ich in diesen wenigen Tagen ein anderes Gesicht Bosniens, die herzliche und überschwängliche Gastfreundschaft der bosnischen Frauen und ihrer Familien, intensiver als die Spuren des Krieges wahrgenommen. Von einem Essen zum anderen, von einem Kaffee mit Kuchen zum anderen, von einem Gespräch zum anderen bin ich von Lucia Feinig-Giesinger geleitet worden, bis wir spät in der Nacht im Haus von Safira Hoso, der Leiterin der Werkstatt in Gorazde, in die Betten fielen.

Lucia Feinig-Giesinger war nicht nur die Initiatorin, sie ist die Mutter Erde dieses Projekts, aus dem sowohl der finanzielle Unterhalt so mancher Familie, als auch die Hoffnung auf eine vertrauenswürdige Zukunft wächst. Die klare, orthogonale und verlässliche Formensprache ihrer abstrakten Kompositionen ist auch im übertragenen Sinn die Grundlage, auf der die Frauen in sehr unterschiedlicher, jedoch immer bewegter, von schwungvoll fließender bis kleinteiligst sich verschnörkelnder Handschrift ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungen steppen.

Diese textilen Tagebücher bosnischer Frauen reisen nun seit mehr als 10 Jahren von Ausstellung zu Ausstellung durch Europa und stellen sich in öffentlichen und privaten Räumen dem ästhetischen und politischen Dialog mit dem Betrachter. Und während die Quilts mit großem Erfolg reisen, nähen und steppen die Frauen weiter, gegen die Arbeitslosigkeit, gegen die Hoffnungslosigkeit und gegen das Vergessen...