Gorazde ist heute eine Enklave der muslimisch-kroatischen Föderation innerhalb der Republik Bosnien und Herzegowina. Die vor dem Krieg ca. 40.000 Einwohner zählende Stadt an der Drina war während des Krieges jahrelang eingeschlossen und wurde teilweise zerstört. Das Leben in Gorazde ist heute von Arbeitslosigkeit, Abwanderung und einer noch immer durch den Krieg beschädigten Infrastruktur geprägt.

Im vergangenen Juni war ich für drei Tage in Bosnien, um die Frauen der Bosna Quilt Werkstatt kennen zu lernen. Kurz vor der Reise wurde mir bewusst, dass ich abgesehen von Stichwörtern wie Bosna Würstl, Ermordung des Thronfolgers und Balkankrieg eigentlich nichts über dieses Land wusste, obwohl es geographisch so nahe und geschichtlich so eng mit Österreich und der Türkei verbunden ist. Ich machte mir auch keine Vorstellung davon, wie sichtbar, trotz teilweisen Wiederaufbaus, die Zerstörungen durch den Krieg noch heute sind. Die an vielen Gebäuden noch immer klaffenden Einschusslöcher, die Holzstöße neben den Plattenbau-Hochhäusern (weil die Erdgasheizung noch immer nicht funktioniert), die jungen Grabstelen inmitten eines Stadtparks von Sarajevo sind auffällige Bilder, hinter denen die gravierenden Kerben des Krieges für einen Besucher bloß zu ahnen sind. Auf der Ruine der Staats- und Universitätsbibliothek in Sarajevo, in der 1992 unzählige Manuskripte und Materialien zur Geschichte Bosniens verbrannten, prangt ein blaues Schild mit gelben Sternen, auf dem von einem Wiederaufbau-Projekt der EU die Rede ist: Geplantes Ende der Bauarbeiten: 31.Dezember 2003.(!) Ich fragte mich, ob Bosnien von Europa wohl ein weiteres Mal vergessen worden ist und fühlte meine eigene Ignoranz umso beschämender.

Trotzdem habe ich in diesen wenigen Tagen ein anderes Gesicht Bosniens, die herzliche und überschwängliche Gastfreundschaft der bosnischen Frauen und ihrer Familien, intensiver als die Spuren des Krieges wahrgenommen. Von einem Essen zum anderen, von einem Kaffee mit Kuchen zum anderen, von einem Gespräch zum anderen bin ich von Lucia Feinig-Giesinger geleitet worden, bis wir spät in der Nacht im Haus von Safira Hoso, der Leiterin der Werkstatt in Gorazde, in die Betten fielen.

Lucia Feinig-Giesinger war nicht nur die Initiatorin, sie ist die Mutter Erde dieses Projekts, aus dem sowohl der finanzielle Unterhalt so mancher Familie, als auch die Hoffnung auf eine vertrauenswürdige Zukunft wächst. Die klare, orthogonale und verlässliche Formensprache ihrer abstrakten Kompositionen ist auch im übertragenen Sinn die Grundlage, auf der die Frauen in sehr unterschiedlicher, jedoch immer bewegter, von schwungvoll fließender bis kleinteiligst sich verschnörkelnder Handschrift ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungen steppen.

Diese textilen Tagebücher bosnischer Frauen reisen nun seit mehr als 10 Jahren von Ausstellung zu Ausstellung durch Europa und stellen sich in öffentlichen und privaten Räumen dem ästhetischen und politischen Dialog mit dem Betrachter. Und während die Quilts mit großem Erfolg reisen, nähen und steppen die Frauen weiter, gegen die Arbeitslosigkeit, gegen die Hoffnungslosigkeit und gegen das Vergessen...

 

BOSNA QUILT atölyesi 1993 yılında Balkan Savaşı sırasında Vorarlberg Caritas mülteciler kampı Galina'da ortaya çıktı. Avusturyalı ressam Lucia Feinig-Giesinger'in taslaklarına dayalı oluşan Quiltler Bosnalı kadınların kendi tasvirlerini içeren ince yorganlardır. Sürgün dönemlerinde Quilt atölyesindeki çalışmalar hoş karşılanan bir kazanç imkanı sağlamasının  yanısıra savaş ve kaçış travmasına karşı bir uğraş yaratmıştır. Birçok mülteci savaştan sonra memleketlerine geri dönmüş ve  zamanında 12 Bosnalı kadının projede yeraldığı Quilt Atölyesi Gorazde şehrine taşınmıştır. Gorazde bugün Bosna Hersek Cumhuriyeti içinde Müslüman ve Hırvat Federasyonu olarak yer almaktadır. Savaştan önce 40.000 nüfuslu  Drina nehri kenarındaki şehir savaş sırasında uzun yıllar kapatılmış ve kısmen tahrip olmuştur.

Bugün Gorazde'de yaşam işsizlik, göç ve savaş nedeniyle zarara uğramış alt yapının etkilerini taşımaktadır. BOSNA QUİLT ATÖLYESİ dokuma eserleri 10 yılı aşkın bir süredir Avrupa'da o sergiden bu sergiye yolculuk etmekte, özel ve kamu yerlerinde estetik ve politik diyaloğa izleyici ile birlikte karşı durmaktadır.

Graz/Feldkirch'de W. Neugebauer Yayınevi tarafından kısa bir süre önce "Dikerek kapatılan Zaman" adlı monografinin ikinci baskısı İngilizce tercümesi ile yayınlanmıştır.