Vom 5. Mai bis 3. Juni 2006 präsentiert die Galerie St. Georg eine der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann gewidmete Ausstellung: "Todesarten 1 - für Malina" mit Bildern, Objekten und Skulpturen von Lale Çavuldur. Die gezeigten Werke bestehen aus Papier, Gips, Mullbinden und den seit Jahren für die Künstlerin unverzichtbaren Eierschalen.

Lale Çavuldur verwendet hauptsächlich und in methodischer Absicht Materialien, die sie selbst herstellt, sammelt und wieder verwertet, wie z.B. Altpapier und die Schalen der von ihr täglich verspeisten Eier. Das Ei als Symbol der Lebensquelle in der Mythologie vieler Völker, verweist in den Werken von Lale Çavuldur auch auf die Zerbrechlichkeit und Zerstörung des Lebens. In unserer auf fortwährender Aggression, Gewalttätigkeit und Krieg aufgebauten Weltordnung werden die Lebensrechte aller Lebewesen in der Natur zu nichte gemacht. Die Welt, in der wir leben, verwandelt sich in ein alles umfassendes Schlachtfeld und in eine Müllhalde, so die Künstlerin.

Abgesehen von der während der Eröffnung gespielten Musik (Arnold Schönberg, Hans Werner Henze) haben die ausgestellten Werke keinen direkten Zusammmenhang mit der Schriftstellerin und ihrem Roman "Malina". Die Ausstellung in der Galerie St. Georg entsprang einem Gefühl der Verbundenheit mit Ingeborg Bachmann, die in ihrem Schaffen stets gegen die großen und die kleinen Kriege, auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen, geschrieben hat.

"Ich verwende Eierschalen, weil wir das Leben zerstören! - Der wunderbare Aspekt des Lebens, der ein Morgen beinhaltet, ist in Verruf geraten. In unserem durch Selbstsucht und Aggression zerstörten Inneren herrschen Angst und Verbitterung. Was von den kastrierten, beschädigten, zerstörten Individualitäten übrig geblieben ist, ähnelt leeren Schalen. Sie sind tot." (Lale Çavuldur 2006).

Die Werke der Künstlerin repräsentieren eine Sicht der Welt, die vordergründig resignativ erscheint. Aber im Wissen um die Mehrdeutigkeit des Ursymbols Ei, das ja das gesamte ursprüngliche Lebenspotential, also auch das Potential zur Metamorphose in sich trägt, bekommen diese Werke eine über Pessimismus und Resignation hinausweisende Bedeutung und eine neue Tragfähigkeit.

Lale Çavuldur wurde 1962 in Adana geboren. Sie studierte Malerei und Bildhauerei an der Mimar Sinan Universität in Istanbul und an den Akademien für Bildende Kunst in Karlsruhe und in Leipzig. Seit 2005 ist sie als Lehrbeauftragte an der Fakultät für Bildende Kunst der Universität in Eskişehir in der "Papierwerkstatt" tätig.

Ausstellungen (Auswahl):

Ausstellung der Projektgruppe Isolde Wawrin, Karlsruhe 1989

Tanzperformance mit Christine Brodbeck, Taksim Sanat Galerisi, Istanbul 1992

Installation, Atatürk Bibliothek, Istanbul 1993

Installation, Taksim Sanat Galerisi, Istanbul 1993

Aktion, Madler Passage, Leipzig 1996

Metallarbeiten, Galerie Apel, Istanbul 2003

Biennale Istanbul, Antrepo 5, Gruppe Roll-Express 2005