Aus der umfrangreichen Serie "Arbeiten auf Papier" von Siegfried Anzinger stammen die Blätter, mit denen die Galerie St. Georg ihre erste Ausstellung gestaltet. Aus Anlass der Verleihung des Großen Staatspreises an den Künstler im Mai 2004 wurden solche Arbeiten in der Albertina gezeigt.

In diesem Werkzyklus von 2001-2004 sind "Tiere", "Erschaffungen" und "Madonna" häufig behandelte Themen. Neben den Papierarbeiten werden in der Ausstellung auch noch einige ältere Arbeiten gezeigt.

Biografie:

geb. 1953in Weyer, Oberösterreich
1971 - 1977Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien ( Prof. Melcher)
1982Übersiedlung nach Köln
1997Professor für Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf

Ausstellungen (Auswahl):

1982documenta VII, Kassel
1988Biennale Venedig
1998MMKSL, 20er Haus, Wien
2000Kunsthalle Bielefeld
2002Sammlung Essl, Klosterneuburg
2004Albertina, Wien

Über Siegfried Anzinger

(Norbert Krinzinger)

Die Galerie St. Georg eröffnet ihren Betrieb mit Siegfried Anzinger, einem Vertreter der Neuen Malerei.

Im Mai 2004 wurde dem Künstler der Große Österreichische Staatspreis für Kunst verliehen. Aus diesem Anlass wurden in der Albertina "Werke auf Papier 2001-2004" gezeigt. Auch für die Ausstellung in der Galerie St. Georg hat der Künstler solche Arbeiten in großzügiger Weise zur Verfügung gestellt:

Wir danken herzlich!

Siegfried Anzinger wurde 1953 in Weyer geboren und hat von 1971 bis 1977 an der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Melcher studiert. Er ist ein Hauptvertreter der "Neuen Malerei", die sich in den 80er Jahren in Deutschland, Italien und auch in Österreich einen Namen machte. Aus den heftigen Farbschlachten der ersten Zeit, die den Künstlern die Bezeichnung "Neue Wilde" oder "Turnschuhmaler" eingetragen haben, sind reife und anerkannte Werke entstanden.

Anzingers Arbeiten waren 1982 auf der documenta VII in Kassel zu sehen, 1988 gestaltete er den Pavillon Österreichs bei der Biennale in Venedig. Neben den zahlreichen Ausstellungen in verschiedenen europäischen und auch amerikanischen Galerien seien noch erwähnt: Kunst Station St.Peter, Köln (1996); Kunsthalle Bielefeld (2000); Museum Küppersmühle, Duisburg (2001); Sammlung Essl, Klosterneuburg (2002). Seit 1982 lebt Anzinger mit seiner Frau Marie Luise Lebschik in Köln. 1997 wurde er als Professor für Malerei an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, wo er derzeit in leitender Funktion tätig ist.

Anzinger ist aber auch bekannt für seine Skulpturen in Terracotta und Bronze und bei den Zeichnungen wird immer sein Strich bewundert. Wegen einer Allergie muss der Künstler auf Öl verzichten und weicht immer wieder auf diese Techniken aus. Er hat aber auch eine eigene Technik mit Leimfarben entwickelt. Dabei wird die Leinwand mehrmals wieder abgewaschen, weil die spezielle Leimfarbe keinerlei Übermalungen im trockenen Zustand gestattet.

Nach den Karrenbildern (Kunst Station St.Peter) wendet sich der Künstler neuen Themen zu. Die "Erschaffungen" spielen eine große Rolle, manchmal nur noch an der gestaltenden oder schon recht müden Hand erkennbar. Oft sind Tiere - vor allem Löwe und Pferd - in das Bild eingebaut. In besonderer Weise widmet sich Anzinger dem Thema Frau mit Kind. Dieses sitzt in den wenigsten Fällen als Baby brav auf dem Arm der Mutter, wie es das traditionelle Madonnenmotiv vorgibt. Es will weg von der Mutter oder gar wieder zurück in den bergenden Schoß. Oft sind es auch viele Kinder, die von der Frau geschützt werden oder vor denen sie geschützt werden muss. Und ein "Schnabelkind" steht auf einer anderen Ebene, in einem anderen Raum, läßt aber in seiner Rotfärbung und Körperhaltung an Kreuzigung denken.

Die neuen Zeichnungen und Aquarelle zeigen Anzingers Ringen mit den Grundthemen menschlicher Existenz in besonderer Weise. Sind sie doch für ihn die notwendigen meditativen Übungen, um inhaltlich, formal oder emotional neue Möglichkeiten des malenden Ausdrucks auszuloten. Jedes Blatt kann für sich betrachtet werden, steht aber doch in einem prozesshaften Zyklus. In diesen Bildgeschichten geht es nicht um Realismus oder Abstraktion, sondern um das Bemühen, den Versuch, die Aufmerksamkeit auf das Eigentliche zu lenken, das nach Anzinger von der Kunst dann getroffen wird, wenn sie "Antworten auf nie gestellte Fragen" gibt.