Was Außerstellare in terrestrischen Physikstunden erleben!

 

Durch einen Rechenfehler des Bordcomputers verirrt sich ein außerstellares Raumschiff mit den Außerstellaren FAKAT und TAMAM in unser Sonnensystem. Da die Behebung des Fehlers nicht sogleich erfolgen kann, nutzen sie die Zeit, um die Planeten nach Leben abzusuchen. Auf der Erde werden sie fündig. Sie landen und wollen mit den Menschen in Kontakt treten. Doch ihre Körper sind für die Irdischen nicht sichtbar – nur den Schatten ihres Raumschiffs glauben viele als UFO zu sehen. FAKAT und TAMAM verlassen das Raumschiff voll Neugierde. Da sie aber unsichtbar sind, befürchten sie von den Menschen getreten zu werden und sie flüchten in ein Gebäude. Sie erkennen, dass es eine Schule ist.

 

Lehrer:

....nun haben wir das große Kapitel der Mechanik abgeschlossen. Ich will nun überprüfen, was ihr davon verstanden habt. Doch ich möchte keine Schularbeit schreiben – und – auch keine Prüfungen abnehmen.

 

Schüler ( applaudieren): Bravo, juhuu!!

 

 

 

Ihr Ergebnis muss die Gruppe präsentieren –

als Plakat

oder

mittels schriftlicher Zusammenfassung!

Drei Schüler bilden eine Gruppe.

Jede Gruppe hat ein eigenes Thema zu bearbeiten.

Dafür steht ein fester Zeitrahmen zur Verfügung.

Lehrer:

Ich will mit euch etwas für euch Neues ausprobieren. Ihr sollt in Gruppen arbeiten. Jede Gruppe bekommt Unterlagen mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen. Ihr habt zwei Stunden zeit, die jeweils gestellte Aufgabe zu erfüllen und in der Stunde am Freitag müsst ihr eure Arbeit den anderen Gruppen kurz präsentieren!

 

 

FAKAT:

Gruppenarbeit???? Jede Gruppe macht etwas anderes? Da macht ja jeder Schüler nur einen kleinen Teil!

 

 

Tamam:

Ja – und? Horch, was der Lehrer noch sagt!

 

 

Lehrer:

Natürlich müsst ihr auch eine kurze Zusammenfassung für eure Kollegen schreiben. Damit haben dann alle von euch die wichtigsten Informationen von den einzelnen Arbeiten.

 

 

Tamam:

Siehst du, der Lehrer lässt zu einem Teil sehr vertieft arbeiten, genauer, als er es im Unterricht selber erzählen kann und zum anderen Teil werden nur kurze Fakten gegeben.

 

 

Fakat:

Ich weiß nicht?!?!

 

 

Tamam:

Ich bin auf die Unterlagen neugierig. Komm, wir besuchen die einzelnen Gruppen!

 

 

FAKAT:

Unmöglich! Schau dir das an! Die haben ein Bild aus einer Werbung! Ein Pferd, von dem ein Reiter fliegt!?!?!!?

 

 

TAMAM:

Ja, schau auf die Aufgabenstellung! Die ist interessant.

 

 

FAKAT (liest):

„Wie würdest du einem Volksschüler den unfreiwilligen Flug des Reiters vom Pferd erklären?“ Wozu sollen das Lise Schüler können?

 

Als ob der Lehrer FAKAT´s Einwand gehört hätte, kommt er zur Gruppe und erklärt den Schülern.

 

Lehrer:

Ihr alle werdet einmal Kinder haben oder ihr kennt viele Kinder aus der Familie oder Nachbarschaft. Und Kinder stellen ständig Fragen! Warum? Wieso? Wann? Meistens sind sie an den Dingen interessiert, die sie beobachten können ---- und sie wollen RICHTIGE und VERSTÄNDLICHE Erklärungen. Das sollt ihr mit dieser Aufgabenstellung lernen.

Lass dich von diesen beiden Bildern zu einem Physikalischen Aufsatz inspirieren!

Der Unterricht muss die Schüler persönlich betreffen!

Kinder wollen auf ihre Fragen richtige und verständliche Antworten. Mit Worten und Sätzen, die sie verstehen können.

 

 

TAMAM:

Siehst du, die Schüler lernen im Physikunterricht etwas, was sie persönlich betrifft. Komm, besuchen wir die nächste Gruppe!

 

 

FAKAT:

Schau, die haben nur zwei Bilder! Was müssen sie tun? Ich sehe die Aufgaben­stellung nicht?

 

 

TAMAM:

Hören wir doch den Schülern zu! Vielleicht erkennen wir dann die Aufgabenstellung!

 

 

Hans:

Wisst ihr, was wir tun sollen? Ich versteh nicht......

 

 

Fatima:

Wir sollen einen physikalischen Aufsatz über die beiden Bilder schreiben!

 

 

George:

It´s great! Ich liebe das Radfahren! Und Radrennen interessieren mich! Wir beschreiben einfach die Bilder und

Physikalischer Aufsatz:

Aus detaillierten Bildbeschreibungen ergeben sich durch Fragen nach dem WARUM Ideen. Diese werden festgehalten, diskutiert und der Aufsatz entsteht.

stellen uns Fragen. Am besten, wir stellen die Frage, die unser Lehrer bei Prüfungen auch immer stellt: WARUM?

 

 

RECITING SUBJECT MATTER IS NOT TEACHING;

STORRING STUFF AWAY IS NOT LEARNING;

MEMORIZING FACTS DOES NOT PROVE UNDERSTANDING!

Schüler lernen BEOBACHTEN

und

FRAGEN zu STELLEN

und nach

Antworten zu suchen!

Fatima:

Damit nervt er mich immer! Aber damit können wir es ja einmal probieren: Das Bild zeigt einen Teil eines Hinterrades. Es hat keine Speichen sondern ist eine Scheibe. WARUM?

 

 

George:

Wie gesagt, es geht um Radrennen, die Fahrer wollen sehr schnell sein. Schnell sind sie nur, wenn der Luftwiderstand gering ist. Der Luftwiderstand hängt auch von der Form des Gegenstandes ab.......

 

 

FAKAT:

Hast du das mitbekommen? Die wissen nicht was sie tun sollen!

 

 

TAMAM:

Das finde ich nicht! Fatima und George wissen es, ohne dass es ihnen bewusst ist. Sie lernen zu beobachten, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen! Dabei müssen sie ihr Wissen anwenden und nicht nur auswendig Gelerntes memorieren.

 

 

 

FAKAT:

Nun bin ich aber auch neugierig geworden. Diese Gruppe hat einen Zeitungsartikel. Bin gespannt, was die Schüler zu tun haben?

 

 

Liu:

Eigenständiges Suchen nach Informationen aus

Büchern

und/ oder dem

Internet

Haben wir gelernt, was so ein Foucault´sches Pendel ist?

 

 

 

Bambu:

Nein, aber wir dürfen im physikalischen Lexikon oder im Internet nachschauen. Ich mach das einmal!

Der Unterricht muss die Schüler persönlich betreffen!

Schlüsselqualifi­kationen

für den Beruf:

Kommunikationsfähigkeit,

Verantwortung,

Respektvoller Umgang,

Konfliktfähigkeit,

Aushandeln von Kompromissen

Qualität von Lernprozessen

 ist wichtiger als Quantität von unverstandenen Lernstoff.

 

 

Giovanni:

Ja, mach das mal. Und wir kümmern uns um die Beantwortung der anderen Fragen!

 

 

FAKAT:

Schön langsam gefällt mir diese Gruppenarbeit. Die Schüler lernen selbständig zu arbeiten. Sie über­nehmen Verantwortung für ihr Tun!

 

 

TAMAM:

Dabei lernen sie zusätzlich zur Physik noch Kommunikationsfähigkeit, respektvollen und verantwortungsvollen Umgang miteinander und die Beteiligung aller Betroffenen an Entscheidungsprozessen.

 

 

FAKAT:

Ja, und ich glaube, dass dieser Unterricht Qualität statt Quantität bietet. Qualität von Lernprozessen und Lernergebnissen und nicht die Quantität von unverstandenem Lehrstoff.

 

 

 

TAMAM:

Das gefällt mir! Ich würde mich gerne mit dem Lehrer über seine Ideen und Vorstellungen unterhalten!

 

 

 

 

FAKAT:

Aber wie treten wir mit ihm in Kontakt?

 

 

 

 

TAMAM:

Wir besuchen ihn in der Nacht in seinen Träumen! Da spricht er von seinen Überlegungen, ohne dass er bemerkt, dass wir da sind und wir erfahren,  was wir wissen wollen!

 

 

 

FAKAT:

Ob das wohl gut geht? Aber, es soll so sein,  wie du sagst!

 

 

 

 

Im Haus des Lehrers. Er geht zu Bett und liest noch ein bisschen in der Zeitung. Ein Artikel interessiert ihn besonders, sodass er ihn gleich ausschneidet und in eine Mappe, die auf dem Nachttisch liegt, gibt. Bald darauf schläft er ein. Er träumt, dass ein UFO im Schulhof gelandet ist. Als Physiklehrer wird er vom Direktor hinunter geschickt, um mit den Außerirdischen in Kontakt zu treten.

 

 

Lehrer:

Hos geldiniz!

 

 

 

 

TAMAM:

Hos bulduk! Schön sie zu treffen. Wir haben sie von ferne bei ihrer Arbeit mit den Schülern beobachtet. Wir waren sehr begeistert von der Gruppenarbeit ....

 

 

 

Lehrer:

Oh, das freut mich. Kommen Sie doch herein!

 

 

 

 

FAKAT:

Aber nur, wenn sie uns Ihre Ideen verraten.

 

 

 

 

Lehrer:

Daraus mache ich kein Geheimnis! Ich spreche gerne über meinen Unterricht! Für mich ist physikalisches Wissen nicht nur interessant – sonst hätte ich nicht Physik studiert -sondern lebensnot­wenig! Vor allem ist es für mündige und demokratische Menschen wichtig. Und zu solchen Menschen will ich meine Schüler erziehen!

Physik ist

INTERESSANT

 

PRAKTISCH ANWENDBAR

 

FÜR MÜNDIGE MENSCHEN WICHTIG

Physikunterricht ist leider oft

 

UNINTERESSANT

 

NICHT ANWENDBAR

 

ZUR DISZIPLINIERUNG VON SCHÜLERN

PHYSIK  IST

MEHR

ALS   FORMELN   UND  GESETZE

 

 

FAKAT:

Und warum Zeitungsartikel, Werbebroschüren usw.? Haben sie keine Physikbücher?

 

 

Lehrer:

Natürlich haben wir Physikbücher. Doch – in diesen sind fast nur  Formeln und Gesetze mehr oder weniger gut  didaktisch aufbereitet. Aber der Bezug zum täglichen Leben fehlt mir! Außerdem enthalten sie oft noch eine Fülle von Rechenaufgaben - zu viele Rechenaufgaben!

 

 

ICH  WILL:  MOTIVIEREN  AKTIVIEREN  BEGRÜNDEN  ARGUMENTIEREN  VERBALISIEREN  VERSTEHEN  KREATIVITÄT

TAMAM:

Was meinen Sie mit Rechenaufgaben?

 

 

Lehrer:

Die Schüler setzen einfach Zahlen in ein bis zwei, manchmal auch drei Formeln ein. Das berechnete Endergebnis unterstreichen sie dann doppelt.

 

 

TAMAM:

Oft fängt die Physik erst dort an, wo das Rechnen aufhört!

 

 

 

Lehrer:

Genau! Sie haben mich verstanden!

 

WEG MIT:

ROUTINE 

EINFALT

FORMALISMUS

FRONTALUNTERRICHT

PHYSIKBÜCHER

 

U N D

 

ZEITUNGSARTIKEL  WERBEPROSPEKTE  BILDER

 

 

FAKAT:

Aber wollen sie keine Rechenaufgaben mehr mit ihren Schülern lösen?

 

 

Lehrer:

Natürlich rechnen wir Beispiele! Aber nur, wenn sie das Verständnis fördern und nicht zum alleinigen Selbstzweck! Ich möchte mehr motivieren, mehr begründen, mehr argumentieren, mehr verbalisieren, mehr verstehen, mehr Kreativität und weniger Routine, weniger Formalismus, weniger Frontalunterricht. Dazu verwende ich Zeitungsartikel, Werbebroschüren, ....

 

 

TAMAM:

....also Materialien, die im Überfluss vorhanden sind.

 

 

FAKAT:

Aber alle Zeitungen zu lesen erfordert viel Zeit.

 

 

 

 

Lehrer:

Ja, aber ich ersuche die Schüler mir zu helfen. Schon in der Orta 1 fordere ich sie auf mir bei der Suche zu helfen. Sie sollen Zeitungsartikel, Lebensmittel­etiketten, Werbebroschüren usw. suchen. Diese sollen zu dem Kapitel passen, welches wir gerade im Unterricht besprechen. Diese Unterlagen kleben sie dann in ihr Physikheft. Die vorkommenden physikalischen Begriffe müssen sie unterstreichen. In Orta 2 können sie diese Wörter auch schon erklären und in Orta 3 auch schon teilweise zu

MEIN EIGENES PHYSIK-HEFT

diesem Text Stellung nehmen. So wird ihr Heft bunter Und ich kann - die für mich interessanten Arbeiten – kopieren. Natürlich hat die Erfüllung dieser Aufgabe Einfluss auf die Mitarbeitsbewertung.

SCHON IN DER UNTERSTUFE KANN DER GRUNDSTEIN ZUM ARBEITEN MIT ANDEREN MEDIEN GELEGT WERDEN

DIE MITARBEITSBEWERTUNG WIRD POSITIV BEEINFLUSST!

 

 

 

TAMAM:

Ach, und Zeitung lesen ist doch auch entspannend. Und wenn dabei auch schon ein kleiner Teil des Unterrichts vorbereitet wird, ist das ganz optimal!

 

 

 

 

FAKAT:

Aber welche Themen finden Sie in den Zeitungen?

 

 

 

 

Lehrer:

Fast alle, die ich brauche: Berichte über Verkehrsunfälle führen zu den Begriffen Geschwindigkeit, Beschleunigung, Fliehkraft, Reibung, Reaktionszeit, Anhalteweg,...... Und dann diskutieren wir über verantwortungsbewusstes Verhalten im Straßenverkehr.

Verkehrsunfälle

führen zu:

 

Geschwindigkeit

Reaktionszeit

Beschleunigung

Fliehkraft

Reibung

Anhalteweg!

 

 

Verkehrserziehung durch VERSTEHEN

nnd nicht durch

VERBOTE

 

 

 

TAMAM:

Scheint auf der Erde sehr wichtig zu sein. Wenn ich an die vielen Autos denke, die ich gesehen habe!

 

 

 

 

Lehrer:

Ja, man kann nicht  früh genug mit sinnvoller Verkehrserziehung anfangen!

 

 

 

 

FAKAT:

Welche Themen noch?

 

 

 

 

Lehrer:

Energiepreiserhöhungen  erzwingen geradezu  Überlegungen zum Energiesparen. Wo und wie kann sinnvoll Energie gespart werden? Heizwert, Wärmekapazität, Wirkungsgrad, Wärmeausbreitung, Wärmeströmung sind nur einige physikalische Fachbegriffe, die dabei besprochen und in ihrer Bedeutung erfasst werden.

Energiepreiserhöhungen

führen zu:

Energiesparen

Wärmekapazität

Heizwert

Wirkungsgrad

Wärmeausbreitung

Wäremströmung

Solarenergie

Windenergie

Usw.

 

 

 

Die Schüler bekommen ein Gefühl für gute und seriöse Zeitschriften!

TAMAM:

Das gefällt mir. Eine Frage beschäftigt mich noch! Bringen Tageszeitungen auch Berichte von wissenschaftlichen Entdeckungen und Forschungsprojekten?

 

Weitere Themen, die sich immer wieder ergeben:

Raumfahrt

Astronomie

Radioaktivität

Lehrer:

Natürlich nur die guten, seriösen und nicht die Ramschblätter. Die Schüler lernen dadurch automatisch, und ohne meinen Einfluss, welche Zeitungen und Zeitschriften gut sind und welche nicht. Vor allem Berichte über Raumfahrtpro­jekte und astronomische Entdeckungen und Beobachtungen findet man oft. Ein nicht unwesentliches Thema ist auch die Radioaktivität. Sei es, dass über die Nutzung der Kernenergie diskutiert wird, oder über die medizinische Anwendung bei Diagnose- und Heilverfahren informiert wird oder über die Konservierung von

Die Schüler lernen schwierige Inhalte gern, wenn sie erfahren, wo sie diese Inhalte außerhalb der Schule und des Unterrichts anwenden können.

Nahrungsmitteln mittels radioaktiver Bestrahlung berichtet wird. So ein Artikel als Einstieg motiviert die Schüler wirklich, macht sie für das Thema offen und selbst schwierige Inhalte werden dann gerne gelernt.

 

 

 

 

FAKAT:

Aber bei ihrer letzten Gruppenarbeit haben sie  diese Zeitungsartikel als Wiederholung des Lehrstoffs  verwendet.

 

 

 

 

M. WAGENSCHEIN:

Verstehen ist ein Menschenrecht!

Lehrer:

So zeige ich den Schülern was sie alles können und wo sie eventuell noch Lücken haben. Vor allem zeigt es ihnen, dass mit (physikalischem) Wissen selbst Artikeln in Tageszeitungen besser zu verstehen sind. Denn wie sagt der deutsche Didaktikprofessor M. Wagenschein: Verstehen ist ein Menschenrecht!

 

 

 

 

Am nächsten Tag sind die Zeitungen voll mit Berichten über ein gelandetes UFO. Die Berichte werden schnell gelesen, kurz wird darüber diskutiert – und bald ist alles wieder kein Thema mehr. So, wie es bei allen Sensationen ist. Nur unser Lehrer schneidet die Artikel aus und überlegt schon wieder ein Thema für seinen Unterricht

 

 

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