Der Besuch der alten Dame nach Friedrich Dürrenmatt

wurde 1956 in Zürich uraufgeführt. Zentrale Themen sind die Verführbarkeit und Käuflichkeit des Menschen und seine ethische Verantwortung für sein Handeln. Dürrenmatt verknüpft Elemente der griechischen Tragödie mit Stilmitteln der Komödie und der Groteske. Im Gegensatz zu den typisiert dargestellten Güllenern und den bizarren Figuren um Zachanassian wird Alfred Ill als Charakter gezeichnet, der in seinem Denken und Handeln einen Entwicklungs- und Läuterungsprozess durchläuft. Er erkennt seine Schuld und fügt sich schließlich dem Urteil der Güllener, die der Versuchung des Geldes erliegen und die unerbittliche Rache der alten Dame ausführen.

 

Die Menschlichkeit, Frau Lehrerin, ist für die Börse der Millionäre geschaffen. Mit meiner Finanzkraft leistet man sich eine Weltordnung. Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell. Wer nicht blechen kann, muss schauen, wo er bleibt. Anständig ist nur, wer zahlt, und ich zahle. Güllen für einen Mord. Konjunktur für eine Leiche.

                                                                                                                                                Claire Zachanassian