Barbara Frischmuth in Sankt Georg
Am Mittwoch, dem 21. November, bekamen wir Besuch aus Österreich; genauer: aus dem (steirischen) Salzkammergut; wahrlich eine der schönsten Gegenden der Welt, wie nicht nur die Autorin meint!
Barbara Frischmuth besuchte uns wieder einmal.
Sie ist wohl die am stärksten international orientierte Autorin der österreichischen Literatur und kennt die Türkei nach ihrem einjährigen Studienaufenthalt (1961 in Erzurum) und vielen weiteren Besuchen sehr gut. Sie ist ja auch Dolmetscherin für Türkisch (und Ungarisch).
Frau Frischmuth las uns aus ihrem 2001 erschienenen Werk „Die Entschlüsselung“ vor (ISBN 3-7466-1943-2, Aufbau Verlag GmbH, Berlin 2001).
Es geht um einen mysteriösen Briefwechsel zwischen dem anatolischen Derwisch, Dichter und Zahlenmystiker Nesîmî (der im 14. Jahrhundert als Ketzer verfolgt wurde) und einer fiktiven Äbtissin eines nicht mehr existierenden Benediktinerinnenklosters mit dem Namen Wendlgard vom Leisling, die aber hundert Jahre früher lebte.
Die Texte fallen aus dem Bauch eines schon räudigen, ausgestopften Dachses, den die Titelfigur Anna auf einem Fetzenmarkt in Grundlsee (eine Art Flohmarkt, dessen Erlös für die Freiwillige Feuerwehr dieser Ortschaft bestimmt ist) erstehen wollte.
Diese Anna trägt autobiographische Züge.
Frau Frischmuth machte einige von uns neugierig, wie das mit dem Konvolut von Briefen und den geheimnisvollen Besuchern, welche nach dem getätigten Kauf bei Anna auftauchen und diese Texte auch haben möchten, wohl weitergeht.
Diese Neugier lässt sich glücklicherweise durch Erwerb des Buches und Lektüre desselben stillen!
Im Anschluss an die Lesung, nach langem Applaus, wurden viele Fragen gestellt: nicht nur die Werke der Autorin, sondern auch ihr Leben, ihre Ansichten betreffend.
Frau Frischmuth antwortete freundlich und ausführlich.
Direktor Kangler lud nach der Veranstaltung zu einem ausgezeichneten Mittagessen in ein Lokal mit überwältigendem Blick auf Galata-Turm und Goldenes Horn, bei dem anregende und angeregte Gespräche mit Frau Frischmuth geführt wurden.
Wir danken.
Es mögen noch viele Besuche folgen!
Hansjörg Kurz