Reise in die Zeiten der Donaumonarchie und des Osmanischen Reiches

Das St. Georgs-Kolleg und die österreichisch-türkischen Beziehungen

Die Beziehungen Österreichs und der Türkei reichen weit in die Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und des Osmanischen Reiches zurück. Mit einem ersten Höhepunkt am Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die österreichisch-türkische Zusammenarbeit bis heute ständig weiterentwickelt. Diese Erkenntnis gewannen die Gäste einer Ausstellungseröffnung, zu der Nationalratspräsident Andreas Khol heute Abend in das repräsentative Palais Epstein an der Wiener Ringstraße einlud. "Zeitreise in die Österreichisch-Türkische Vergangenheit" lautet der Titel der Schau mit historischen und künstlerischen Exponaten aus den letzten beiden Jahrhunderten, die vom Sammler und Schriftsteller Bahattin Öztuncay, Absolvent des österreichischen St. Georgs-Kollegs in Istanbul, zusammengestellt wurden. Mitveranstalter waren das St. Georgs-Kolleg Istanbul und der Sankt Georgs-Absolventenverein.

Nationalratspräsident Andreas Khol begrüßte das zahlreiche und prominente Publikum mit dem türkischen Botschafter in Wien Selim Yenel und dem ehemaligen Ministerpräsidenten der Türkei Mesut Yilmaz an der Spitze. Das St. Georgs-Kolleg und sein großes Kulturprojekt im eben renovierten Palais Epstein bilden wichtige Brücken zwischen der Türkei und Österreich für die Zukunft, stellte der Nationalratspräsident mit großer Freude fest.  

Die türkische Parlamentarierin und St. Georgs-Absolventin Damla Gürel schilderte ihre persönliche Entwicklung als St. Georgs-Schülerin, für die Österreich und dessen Kultur zur zweiten Heimat und zu einem wichtigen Tor nach Europa wurde. Umso mehr bedauerte Gürel die gegenwärtigen Spannungen in den Verhandlungen mit der EU. Die Belagerung Wiens im Jahr 1683 sei nur ein Abschnitt in der Geschichte der beiden Länder gewesen, es gab auch Phasen enger Zusammenarbeit bis hin zum Bündnis im Ersten Weltkrieg. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe Europa den Unfrieden überwunden und habe mit dem Projekt der europäischen Integration eine historische Wende zu Frieden, Solidarität und Wohlstand für die Bürger realisiert. Die seit Kemal Atatürk laizistische und demokratische Türkei stehe dem Westen sehr nahe und strebe die EU-Vollmitgliedschaft an. Damla Gürel warb um die Unterstützung Österreichs für dieses Ziel der Türkei.               

Für den Direktor des St. Georgs-Kollegs Istanbul Franz Kangler zeige die Ausstellung exemplarisch die vielen Gemeinsamkeiten in der Geschichte der beiden Staaten und die Bedeutung des kulturellen Austauschs auf. Auf dem weiteren Weg der Verständigung sollen Probleme nicht verschwiegen, sondern im Geiste gegenseitigen Respekts gelöst werden. (Wortlaut der Rede : bitte anklicken)

Der Obmann des St. Georgs-Absolventenvereins Nurhan Azizoglu unterstrich die Bedeutung der tausenden Absolventen des St. Georg-Kollegs für die österreichisch-türkischen Beziehungen und sah die Zeit für gekommen, diese Kapazitäten zu nutzen und zu intensivieren.

Der Kurator der Ausstellung, Bahattin Öztuncay, selbst St. Georgs-Absolvent wies die Gäste der Eröffnung auf den sehr schön gestalteten, zweisprachigen Ausstellungskatalog hin, dessen Titelblatt ein gemeinsames österreichisch-türkisches Emblem ziert. 

Die türkisch-österreichische Vergangenheit besteht nicht nur in der Belagerung von Wien   

Die 50 Schautafeln, die in den kommenden zwei Wochen für Besucher des Palais Epstein sowie des Parlaments zu besichtigen sein werden, dokumentieren die Besuche von Mitgliedern der österreichischen Kaiserfamilie am Bosporus, erinnern an die Schriftsteller Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall und Anton Graf Prokesch von Osten, die  das Bild der Türken in Österreich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägten. Erinnert wird an bildende Künstler und Maler wie Andreas Magnus Hunglinger, Franz von Alt, Alois Schönn, Wilhelm Victor Krausz und Othmar Pferschy, die im 19. und 20. Jahrhundert auch in Istanbul und anderen Regionen des Osmanischen Reichs arbeiteten.

Zahlreiche Dokumente gelten dem militärischen Bündnis zwischen der  Donaumonarchie und dem Osmanischen Reich im Ersten Weltkrieg und der Fortsetzung der intensiven österreichisch-türkischen Beziehungen in den Jahren 1918 und 1932, die in Kunst- und Kulturveranstaltungen in Wien zum Ausdruck kommen. Der Kontakt zwischen Archäologen führte nach dem Zweiten Weltkrieg zu österreichischen Ausgrabungen in Ephesos.

In der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkrieges fanden viele österreichische Wissenschafter, Künstler und Techniker in der Türkei eine neue Wirkungsstätte, teilweise sogar eine neue Heimat, beispielsweise der Architekt Clemens Holzmeister, der Kunsthistoriker Ernst Diez und der Sprachdidaktiker Robert Anhegger.

Für die musikalische Umrahmung des Abends - im Programm auch Mozarts "Türkischer Marsch" - sorgte das Gülten Capan's Streichquartett des Staatlichen Symphonieorchesters mit einer St. Georgs-Absolventin an der Ersten Violine. 

Ansprache von Direktor Kangler

Presseecho in Österreich

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