Mehmet der Eroberer
Mehmed II. Fatih, Beiname "der Eroberer", (1432-1481), Sultan (1444-1446 und 1451-1481). Im Anschluss an ein zweijähriges Sultanat kam Mehmed endgültig nach dem Tod seines Vaters Murad II. (1451) an die Macht. 1453 eroberte er Konstantinopel und machte es zur Residenz des Osmanischen Reiches. Er eroberte die letzten Besitzungen des Byzantinischen Reiches in Griechenland und dehnte die osmanische Herrschaft auf Serbien, Bosnien und Albanien sowie über Gebiete am Schwarzen Meer aus. Ferner kodifizierte er das osmanische Gesetz und gründete eine Schule für Staatsbeamte.
Murad II
Murad II. (Osmanisches Reich), (1404-1451), Sultan (1421-1444 und 1446-1451) des Osmanischen Reiches, Sohn Mohammeds I. Murad stellte die osmanische Vorherrschaft über die Gebiete Anatoliens wieder her, die zu Beginn des Jahrhunderts an den mongolischen Eroberer Timur-i Läng gefallen waren. Im Westen eroberte er Thessaloniki 1430 von den Venezianern zurück und besiegte Wladislaw III. von Polen bei Warna (1444). Im selben Jahr dankte er ab, und sein Sohn Mohammed II. wurde sein Nachfolger. 1446 bestieg Murad erneut den Thron. 1448 errang er einen Sieg auf dem Amselfeld über den ungarischen Führer János Hunyadi.
Byzantinisches Reich
Byzantinisches Reich, abendländische Bezeichnung für die östliche Hälfte des Römischen Kaiserreiches und den daraus hervorgegangenen Staat bis zu seiner Eroberung durch die Osmanen im Jahr 1453. Die Hauptstadt des Reiches war Konstantinopel. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung erstreckte sich das Reich über Italien, die Balkanhalbinsel, die Levante, Ägypten, beinahe die ganze nordafrikanische Küste und Südspanien. Das Byzantinische Reich verstand sich selbst als "Römerreich" (Romania), obwohl das Griechische die dominierende Sprache war und nur eine Minderheit seiner Bewohner sich mit Recht als Römer bezeichnen konnte. Die byzantinischen Kaiser orientierten sich an den Traditionen und Institutionen des Römischen Reiches; außerdem beeinflussten Hellenismus und vor allem das Christentum Staatswesen, Sozialordnung und Kultur. Grundlage der Verfassung des Reiches war die Autokratie, die unumschränkte Herrschaft des Kaisers.
Osmanisches Reich
Osmanisches Reich, türkisches Reich (1300-1922), das sich auf dem Höhepunkt seiner Macht über drei Kontinente erstreckte, von Ungarn im Norden bis nach Aden im Süden und von Algerien im Westen bis zur iranischen Grenze im Osten. Den Mittelpunkt bildete das Gebiet der heutigen Türkei. Mit dem Vasallenstaat Krim dehnte sich das Osmanische Reich bis zur Ukraine nach Südrussland aus. Begründer des Reiches und der Herrscherdynastie ist Osman I. Ghasi.
Die Türkei
Türkei, amtlich Republik Türkei (türkisch Türkiye Cumhuriyeti); Republik in Vorderasien und Südosteuropa. Das Staatsgebiet grenzt im Nordwesten an Bulgarien und Griechenland, im Norden an das Schwarze Meer, im Nordosten an Georgien und Armenien, im Osten an den Iran, im Süden an den Irak, an Syrien und an das Mittelmeer sowie im Westen an das Ägäische Meer. Die Hauptstadt der Türkei ist Ankara. Die moderne Republik Türkei ist ein Teil des ehemaligen Osmanischen Reiches und wurde 1923 nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches in der Folge des 1. Weltkrieges von Mustafa Kemal Atatürk gegründet.
Atatürk
Atatürk, Mustafa Kemal (1881-1938), türkischer Soldat, nationalistischer Führer und Staatsmann, gründete die Republik Türkei und war ihr erster Präsident (1923-1938). Den Namen Atatürk ("Vater der Türken") verlieh ihm 1934 die Große Nationalversammlung als Anerkennung für seine herausragenden Dienste für die türkische Nation. Atatürk wurde am 12. März 1881 in Saloniki (heute Thessaloniki, Griechenland) als Sohn eines einfachen Beamten und Holzhändlers geboren. Als Atatürk fünf Jahre alt war, ging er auf die Militärschulen in Saloniki und Monastir, Zentren des antitürkischen, griechischen und slawischen Nationalismus.
Ab 1899 besuchte er die Militärakademie in Istanbul, die er im Januar 1905 als Stabshauptmann abschloss. Wegen seiner Aktivitäten in der geheimen Jungtürkenbewegung, die sich gegen die autokratische Regierung des Osmanischen Reiches richtete, wurde Atatürk in Syrien stationiert, was praktisch einem Exil gleichkam. Dort gründete er 1906 die geheime Vaterlands- und Freiheitsgesellschaft. Nachdem er im darauf folgenden Jahr nach Saloniki versetzt worden war, schloss er sich dem Komitee für Vereinigung und Fortschritt (KVP) an, das für die Jungtürkenrevolution im Juli 1908 verantwortlich war. Er gehörte jedoch nicht zum inneren Kreis des KVP und spielte deshalb in der Revolution kaum eine Rolle.
Atatürk kämpfte in Libyen gegen Italien (1911-1912) und wurde im November 1911 zum Major befördert. Während der Balkankriege (1912-1913) organisierte er die Verteidigung der Dardanellen und wurde im Oktober 1913 Militärattaché in Bulgarien. Während des 1. Weltkrieges, in dem die Türkei an der Seite Deutschlands kämpfte, machte sich Atatürk militärisch in der Gallipoli-Kampagne (1915) einen Namen, wo er bei der Abwehr der Alliierten eine entscheidende Rolle spielte. Danach diente er im Kaukasus und in Syrien. Dort gab man ihm kurz vor Unterzeichnung des Waffenstillstands im Oktober 1918 das Kommando über eine Spezialeinheit der Armee. Als er nach Istanbul zurückkehrte, beobachtete er mit Sorge, wie die alliierten Siegermächte die Aufteilung Anatoliens vorbereiteten.
Die griechische Armee besetzte Izmir an der anatolischen Küste am 15. Mai 1919 und beging ein Massaker an der Bevölkerung. Atatürk, der zum Inspekteur der Dritten Armee in Anatolien ernannt worden war, begann sofort, die türkische Nationalbewegung zu einigen und eine Verteidigungsarmee aufzustellen. Zunächst mussten die Nationalisten jedoch gegen das Regime des osmanischen Sultans in Istanbul kämpfen, der anscheinend die Aufteilung des Staatsgebiets akzeptieren wollte. 1920 war die Regierung in Istanbul schließlich völlig in Misskredit geraten, weil sie die Besetzung der Hauptstadt durch die Alliierten zuließ und den Friedensvertrag von Sèvres unterzeichnete, der Teile Anatoliens unter griechische Kontrolle stellte. In der Zwischenzeit hatte Atatürk im April 1920 eine provisorische Regierung in Ankara gebildet. Nach anfänglichen Rückschlägen gewann er entscheidende Schlachten gegen die griechischen Truppen bei Sakarya (August 1921) und Dumlupinar (August 1922) und zog im September in Izmir ein.
Nachdem Atatürk mit der Bedrohung von außen fertig geworden war, konnte er sich der inneren zuwenden, die von den konservativen Kräften um den Sultan ausging. Am 1. November 1922 wurde das Sultanat abgeschafft und am 29. Oktober 1923 die Republik ausgerufen; Atatürk wurde ihr erster Präsident. Er gründete im August 1923 die Volkspartei (wurde 1924 in Republikanische Volkspartei umbenannt) und baute eine Ein-Parteien-Regierung auf, die mit Ausnahme zweier kurzer Experimente mit Oppositionsparteien (1924-1925 und 1930) bis 1945 Bestand hatte.
Mit Hilfe seines enormen Ansehens und seiner Ausstrahlung konnte Atatürk weit reichende Reformprogramme durchsetzen und so einen modernen und weltlichen Staat schaffen. Zu den Reformen gehörten: die Abschaffung des Kalifats, also der religiösen Herrschaftsgewalt der Sultane, und anderer islamischer Einrichtungen; die Einführung von Gesetzen, Kleidung und Kalender nach westlichem Vorbild sowie der Gebrauch des lateinischen Alphabets. Des Weiteren wurde die Verfassungsklausel, die den Islam als Staatsreligion festlegte, aufgehoben (1928). Die Ideologie des Regimes, als Kemalismus oder Atatürkismus bezeichnet, wurde 1931 formuliert und gründete auf sechs Prinzipien: Republikanismus, Nationalismus, Populismus, Dirigismus, Säkularismus und Revolutionismus. 1919 war Atatürk noch Erster unter Gleichen, doch bereits 1926 hatte er alle politischen Gegner ausgeschaltet, wobei ihm eine angebliche Verschwörung gegen ihn als Begründung diente. Obwohl er als Autokrat regierte, stützte sich sein Regime praktisch auf eine Allianz aus ziviler und militärischer Bürokratie, dem neu aufgekommenen Bürgertum und den Landbesitzern.
Der Kemalismus gründete Republikanismus, Nationalismus, Populismus, Dirigismus, Säkularismus und Revolutionismus Atatürks vorrangiges Ziel war es, sein Volk vor Erniedrigungen zu bewahren und die Türkei in eine moderne Nation des 20. Jahrhunderts umzuwandeln. Dieses Ziel verfolgte er mit absoluter Entschlossenheit und mit politischem Gespür. Sein vielleicht wichtigster Wesenszug war der politische Realismus. So konnte Atatürk seine Reformen ohne verheerende Abenteuer durchführen und die Türkei in Frieden mit ihren Nachbarn leben. Atatürk starb in Istanbul am 10. November 1938.