Zum Heimgang von Sr. Hemma Dr. Göstl

 

Sr. Hemma war von 1965 bis 1978 an der damaligen St. Georgs-Mädchenschule tätig und deshalb mit dem St. Georgs-Werk und seinem St. Georgs-Blatt vertraut und mit ihm verbunden.

Geboren 1925 in St. Mauritzen bei Graz verbrachte sie ihre Kindheit, Schul- und Studienzeit größtenteils mit ihren Eltern in Frohnleiten. Nach einem Krankenhausaufenthalt entschloss sie sich im Herbst 1946 – ohne ihr Germanistik- und Philosophiestudium abzuschließen - der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul beizutreten. Schon 1947 wurde sie zu den Kranken nach Villach geschickt, wo sie ihre ausgezeichneten Fähigkeiten für die Pflege entdecken konnte. 1948 - 1950 unterzog sie sich der Ausbildung zur Diplomkrankenschwester und wirkte dann mit dem Einsatz all ihrer Kräfte im Landeskrankenhaus Graz. Von allen anerkannt und geliebt konnte sie dort auch ihr Leben als geistlicher Mensch entfalten; das war es, was sie suchte, das “Ganz-Ja-Sagen-Lernen” zu einem Leben, das radikal sich auf die Seite der Pläne Gottes schlägt, das die innige Verbindung mit ihm - auch oder gerade im Leiden –pflegt.

 

Nach 10 Jahren dieses bescheiden-frohen Dienens musste sie die Kranken verlassen, da sie von der Gemeinschaft gebeten worden war, ihre Studien an der Universität doch abzuschließen, um dann an der AHS in St. Georg-Mädchenschule eingesetzt werden zu können. Mit viel Eifer und von allen Studierenden geschätzt, vertiefte sie sich wieder in die Studien der Germanistik und der Philosophie erlangte das Magisterium und promovierte zum Doktor der Philosophie. Die Studienjahre bis 1965 nützte sie auch für viele Kontakte mit Jugendlichen, mit Hilfsbedürftigen und Menschen am Rande, wie es für sie als Barmherzige Schwester zu sein hatte: aufmerksam für die Nöte der Mitmenschen, helfen, trösten, begleiten. Sie hatte dabei aber auch die Möglichkeit, ihre musischen Fähigkeiten zu pflegen: Musik, Theater, Opernaufführungen…, ohne dabei zu vergessen, dass die Ehre Gottes die Mitte ihres Lebens war und immer mehr werden sollte.

 

Mit vollem Engagement war sie ab 1965 für die Arbeit in der Schule da, unterrichtete mit viel Freude und gab den Mädchen durch ihr Interesse für jede einzelne auch viel für das Leben mit. Schon 1968 wurde sie zur Hausoberin der Schwesterngemeinschaft in der Mädchenschule ernannt und übernahm zugleich die Leitung der Schule. Mit großem Verantwortungsbewusstsein und mit kreativem Geist, mit Herz und tiefem Empfinden für die Menschen und die Situationen stellte sie sich den Herausforderungen dieser Aufgaben.

Allein, ihre Kraft Verantwortung und Lasten zu tragen, meldete ihre Grenzen an, als sie ihrem 50. Lebensjahr entgegenging. Wieder war sie in einen Lebensabschnitt eingetreten, in dem ihr ein neues schwer zu ertragendes Ja zum Weg Gottes mit ihrem Leben abverlangt wurde. Die Grundkonsequenz ihrer Lebensentscheidung als junger Mensch wurde ihr zur Quelle der Kraft in diesem Ringen; sie wollte mit allen ihren Interessen letztlich nur „Liebe um Liebe“ vor dem Angesicht Gottes leben. - 1974 wurde sie vom Amt der Hausoberin entlastet. 1978 musste sie sich wegen ihrer immer deutlicher und belastender hervortretenden Erkrankung aus der Schulleitung zurückziehen und kehrte im August ganz nach Österreich zurück.

 

Im Provinzhaus konnte sie noch für einige Zeit ihre wunderbaren Fähigkeiten als Lehrerin einsetzen. Dann musste sie trotz guter Behandlung auch das aufgeben. Krankenhausaufenthalte wechselten nun mit besseren Tagen, aber der Eifer, im geistlichen Leben zu wachsen, bleibe immer lebendig. Schließlich ein Schlaganfall, der eine Reihe von Dauerbeschwerden zurückließ. In der Zeit des Lebens im Krankentrakt des Provinzhauses war sie uns eine liebe Mitschwester voll Bescheidenheit und Interesse für alles, was im Haus geschah. Sie war und blieb bis zum letzten Tag eine Seele des Gebetes. Am 2. September (1997) hat Gott, der Her über Leben und Tod, sie ganz still zu sich heimgeholt. Sr. Hemma bleibt uns als gute  Barmherzige Schwester in lebendiger Erinnerung.