Die Rabnitzer auf Burgaz

Die Vorläufer vom Projekt "Artist in Residence"

Seit 1990 folgen sie der Einladung, auf Burgaz zu malen und zu zeichnen. Wer waren die SIE? Klaus Basset, Ursula Dyczek, Sepp Laubner, Harro Pirch und Franz Vass. Das war der Anfang, sie waren die ersten, die Burgaz in Besitz genommen hatten. Viele sind in den letzten Jahren hier gewesen und wurden festgehalten von der Insel und der Stadt, und sie erzählten in ihren Bildern von der Schönheit, den Erlebnissen und den Eindrücken, die sie hatten. Dieses Jahr kamen Petra Neulinger, Gustav Just und Harro Pirch. Petra war das erste Mal hier. Zum Eingewöhnen besucht man zuerst Istanbul und den Bosporus. Ein Bummel durch die Altstadt, das Basarviertel, über die Galatabrücke zum St.Georgs Kolleg und natürlich, wie könnte es anders sein, zum Galataturm. Dann hinaus mit dem Schiff zur Insel Burgaz, weg vom Trubel. Ruhe umgibt das Haus, den Olivenhain, an die Schreie der Möwen gewöhnt man sich rasch. Ein Blick vom Balkon hinunter in die Hafenbucht von Burgaz, auf die vorgelagerte Löffelinsel und hinüber auf den asiatischen Teil von Istanbul ist zu jeder Tageszeit faszinierend und regt zum Träumen an.

Petra begann mit Skizzen und Naturstudien entgegen ihrer Art der abstrakten Bildsprache. Es war erstaunlich, wie sie begann, aus ihren Skizzen Ölbilder aufzubauen und in eine verständliche Ausdrucksform zu bringen. Ein Arbeitsprozess, der auf Burgaz begann und dann in Unterrabnitz fortgesetzt wurde. Ihre Themen waren die Olivenbäume, die alten Häuser am Bosporus oder die Pflanzen und Blumen im Garten. Langsam begann sie sich vom Abstrakten zu lösen und dem Realen zuzuwenden, kräftige Farben wechselten mit transparent zarten Tönen.

Gustav kennt sich hier aus. Er ist schon das zehnte Mal da und beginnt auch sofort zu zeichnen, und zwar die Hunde, die Katze, das Haus. Die Insel hat es ihm angetan, er findet immer ein neues Motiv. Seine Stärke ist das Aquarell, er beherrscht das Spiel der Farbe mit dem Weiß des Papiers und setzt so die Flächen zu einander in Spannung. Mit feinem Pinsel werden Details hineingemalt, die Geschichten erzählen und so den Reiz noch erhöhen. Ob es eine Stadtansicht ist, der Wochenmarkt, der Hafen, die wilden Malven oder der Hund, er greift alle Themen auf. Es scheint, er malt sich selbst ein Istanbul-Bilderbuch.

Harro Pirch haben es der Sonnenaufgang, die Stadtansicht, der Garten mit den Bäumen und Blumen angetan. Er bevorzugt die Technik des Pastells, mit der er die spontanen Eindrücke in seiner Umgebung darstellen möchte. Er malt Bilderserien, um den Wandel der Stimmung der Tageszeiten festzuhalten.

Uns gefällt Burgaz, die Ruhe und Besinnlichkeit, das gemeinsame Gespräch und die Arbeit. Hellmut Andics schrieb 1996 über die Malerwochen:

Wir sind wieder da
Wir denken gar nicht daran Schluss zu machen!
Weil wir von Anfang an
Anders waren als die Anderen,
Haben die uns das baldige
Ende voraus gesagt!
Aber: Weil wir anders waren
Als die Anderen,
Sind wir immer noch da!

Initiative zur Veranstaltung der Rabnitztaler Malerwochen (1971), Kulturpreis des Landes Burgenland für bildende Kunst (2004).

Gerhard Altmann schreibt:

Jetzt kennst du den Blick, sagt Harro. Der fette Vollmond brüllt, wälzt sich im Wasser & macht die Welt zum Lichtermeer. Vor meinem Auge breitet es sich unterm Balkon aus. Es ist die Millionen-Metropole Istanbul - von der Insel Burgaz aus gesehen. Obwohl das Brummen der Stadt auch in der Nacht zu ahnen ist, bekommt man hier die Ruhe für den geschärften Blick.

Das Christliche thront auf der Insel & blickt aufs Moscheenmeer - unter dem Gespött der Möwen.

Hier gehe ich der Welt unter die Haut, in der Dämmerung schlüpfe ich in ihre Poren, wenn Licht und Zeitmesser still sind. Beschreibe ich diese schillernde Muskulatur, sinke ich tiefer.

Ich gehe im Schlaf zum Anfang, knacke den Mondschädel & sammle Licht.

Die Insel mit wunschgesäumten Wegen & Pferdeduftschweif am Fell der Pinien. Meerprärie  knapp am Himmel mit Blick aufs Klosterskelett, dort wo man Schiffe sieht, ist noch Meer.

Gustav aquarelliert den Wind und Petra malt den Bosporus.

schuppen vom lichtfisch
auf offener wasserhand
tanzender zeiger

aus dem rückenmark der welt
fällt diese botschaft uns zu