Stadtmauern und Yanıkkapı

Praktische Information

Adresse: Yanıkkapı Sokağı und Şair Ziyapaşa Caddesi

Historische Informationen

Mitten im Straßengewirr von Galata erheben sich an einigen Stellen noch die alten Stadtmauern Galatas. Sie spielen eine wichtige Rolle sowohl in der Geschichte von Galata, als auch in der von Byzanz und des Osmanischen Reiches. Die ursprünglichen Mauern wurden im 4. Jh. von Konstantin errichtet und im 6. Jh. von Justinian I . renoviert. 1260 erobert Michail VIII. Palaiologos mit Unterstützung der genuesischen Flotte Konstantinopel, das während des vierten Kreuzzuges von den Venezianern geplündert und erobert wurde, zurück. Zur "Belohnung" musste er den Genuesern einen Platz für ihre Handelskolonie zugestehen. Dieser Platz war Galata. Allerdings ließ er die alten Stadtmauern niederreißen und verbot ihnen, sie wieder aufzubauen. Trotzdem begannen die Genueser ab 1303 die Mauern wieder zu errichten. Die Gründe dafür waren: 1. Die Angriffe der Venezianer im Jahre 1296 2. Der Niedergang von Byzanz Ab 1306 begannen die Genuesen ihr Gebiet rund um Galata zu erweitern. Als sich der byzantinische Kaiser Johannes VI. Kantakuzen von 1347 bis 1354 nicht in der Stadt befand, nützten die Genuesen ihre Chance und erweiterten ihr Gebiet noch weiter. Zwischen 1348 und 1349 bauten sie im Norden von Galata den Galataturm. Außerdem wurden um die neuen Gebiete weitere Mauern gebaut. Unter der drohenden Gefahr von Yıldırım Bayezıd wurden sowohl die alten als auch die neuen Stadtmauern repariert, außerdem wurden die Gräben verbreitert und die Wachtürme mit Waffen ausgestattet. Da aber Yıldırım die Stadtmauern beschießen ließ, mussten sie bis 1435 erneut renoviert werden.

 

Und schon gut zehn Jahre später naht die nächste Gefahr: Sultan Mehmet II. (der Eroberer). 1448 beginnt man deswegen, die Mauern und Wachtürme zu verstärken, man versuchte aber im Machtkampf zwischen dem Osmanischen Reich und Byzanz neutral zu bleiben. Dies wusste auch Fatih Sultan Mehmet zu schätzen, und so schloss er nach der Eroberung der Stadt mit dem Magistrat von Galata einen Vertrag: 1. Den Genuesen wird erlaubt, ihre Kolonie beizubehalten. 2. Kirchen, Türme und andere Einrichtungen dürfen bestehen bleiben. Trotzdem musste ein Teil der alten Mauern, vor allem im Gebiet des Hafens, abgerissen werden. Bei einem schweren Erdbeben 1509 stürzt der Großteil der Mauern ein, die aber in kurzer Zeit von den wohlhabenden Familien Galatas wieder errichtet wird. So blieb Galata von dem blutigen Janitscharen Aufstand 1533 verschont. Ab dem 17. Jahrhundert verloren die Mauern langsam ihre Bedeutung, immer größere Teile zerfielen in ihre Bruchstücke. 1864 wurden die Mauern auf Befehl vom Stadtrat abgerissen, auf dem Gebiet der Mauern wurden Straßen angelegt. Heute kann man die mächtigen Mauern nur noch an einigen Stellen besichtigen und sich nur bedingt die alten Mauern vorstellen.

Beschreibung
Nun wollen wir uns ein bisschen die Reste der Mauern genauer anschauen. In der Nähe vom Yeşil Direk Hamamı steht noch ein altes Stadttor, das heute Yanıkkapı genannt wird. Links neben dem Tor befand sich noch vor kurzem ein Holzhaus, von dem wir heute nur noch einen Holzhaufen sehen. Auf dem Platz rechts neben dem Tor befindet sich ein Autoparkplatz. Die Mauer befindet sich in sehr schlechtem Zustand, über dem Tor wächst ein Olivenbaum aus der Mauer heraus, an einigen Stellen sieht man Ansätze von Feigenbäumen, die mit ihren Wurzeln die Steine der Mauern sprengen. Und noch ein Detail: Über dem Tor sieht man auf einer Steintafel drei Wappen.

In der Mitte, gut erkennbar das genuesische Georgskreuz. Doch was sind die zwei Wappen an den Rändern? In seinem Führer von Istanbul schreibt Murat Belge, dass es die Wappen zweier wichtigen Familien sind: Die Familien De Medura und Doria. Von der zweiten Familie weiß man sogar recht viel, Andrea Doria war ein berühmter Flottenführer, der unter anderem auch gegen die Osmanen kämpfte. Auch in der Gasse hinter der Kirche von Peter und Paul kann man noch Teile der Mauer sehen. Der Platz vor der Mauer wird wieder als Parkplatz genützt. Vor der Mauer steht außerdem noch ein alter Turm, der allerdings dem Verfall sehr nahe ist. Am Turm erkennt man deutlich bauliche Veränderungen, unter anderem wurden große Öffnungen angebracht. Teile der Mauern sind heute Hinterwände von Wohnhäusern, höchstwahrscheinlich stand auch in der linken Ecke des Parkplatzes früher ein Haus, dessen Wände die Stadtmauern bildeten. Einem aufmerksamen Beobachter fällt wahrscheinlich auf, dass diese Mauer eigentlich gar nicht am äußersten Rand von Galata liegt.

Hier erkennt man ganz deutlich, dass die Mauern bei jeder Gebietserweiterung der Genuesen neu gebaut wurden. Danach bildeten die inneren Mauern nur noch die Abgrenzung zwischen den einzelnen Bezirken.