Der Galataturm

 

Der Galataturm wurde ursprünglich als "Christusturm" bezeichnet. Heute ist er das Wahrzeichen Galatas und eines der Highlights jedes Istanbul Besuches. Er entstand 1348 bei der ersten Erweiterung der genuesischen Niederlassung. Er bildet den höchsten Punkt der genuesischen Befestigungen im mittelalterlichen Galata. Der Galataturm wurde als Verteidigunganlage verwendet. Um ihre Verteidigungsanlge auch zur Höhe von Galata zu verstärken, fügten die Genuesen einen dreieckigen Abschnitt hinzu, dessen Spitze der Christusturm bildete. In den Jahren 1387 und 1397 erweiterten sie das befestigte Areal nach Nordwesten und 1446 auch noch zum Osthang. Kleinere Reste dieser Verteidigungsanlage sind verstreut noch in Galata zu finden.

Im Jahre 1794, während der Regierungszeit Selims III., wurde der Turm durch einen Brand schwer beschädigt. In der nachfolgenden Restaurierung wurde das oberste Stockwerk mit vier Erkern versehen. Auch ein Kaffeehaus gab es damals schon! Ein weiteres Feuer im Jahre 1831 zerstörte wieder große Teile des Turms. Mahmut II. ließ eine Glocke installieren, die sich heute im Istanbuler Archäologischen Museum befindet. Auch ein spitzes Kegeldach ließ er bauen. Dies wurde in einem Sturm im Jahre 1875 weggeblasen und durch ein Stufendach ersetzt. So zeigt sich der Turm auch in den ersten Postkarten aus dem 20. Jahrhundert. Der Galataturm in seiner heutigen Form wurde erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wiederhergestellt und zeigt den Turm so, wie er wohl zu Zeiten Mahmut II. ausgesehen hat. Das kegelförmige Dach präsentiert sich heute kleiner als es in Abbildungen aus dem 18. Jh. zu sehen ist. Natürlich wurde auch ein Lift eingebaut, damit man die obersten Stockwerke leicht erreichen kann, die heute als Cafe und Restaurant mit prächtigem Ausblick über die ganze Stadt und die sie umgebenden Gewässer dienen.

Der Galataturm beobachtet
Istanbul mit offenen Augen
Oder er lauscht vielleicht, wie Orhan Veli.

Der Galataturm liebt. Er ist verliebt.
Seine Wangen erröten.
Dort gleich gegenüber ist der Mädchenturm.

Der Galataturm schreibt,
die Feder in der Hand, Geschichte,
lehrreich und einprägsam.

Der Galataturm empfängt
mit offenen Armen seine Gäste,
bewirtet sie und gibt zum Abschied seinen Segen.

 

Auf seinen Ruf hin geht die Sonne auf,
mit seinem Einverständnis geht sie unter.

Mit Jesu Atem
weckt er uns aus unserer Lethargie,
richtet uns auf und bindet uns an Istanbul.

Der Galataturm, König der Türme,
der mystischen Welt erhabener Meister,
reicht seine Hand, er winkt.

Der Galataturm lächelt.

(Celâl Özcan, 2002)

Herr Celâl Özcan war von 1984 bis 2003 Lehrer für türkische Sprache und Literatur am St. Georgs-Kolleg