Sehr geehrter Herr Präsident,

sehr geehrter Herr Botschafter,

sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

liebe Frau Abgeordnete der türkischen Nationalversammlung Gürel,

sehr geehrte Damen und Herren der österreichischen Volksvertretungen,

sehr geehrte Damen und Herren der Ministerien für Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie für auswärtige Angelegenheiten,

lieber Herr Provinzial der Lazaristen,

sehr geehrte Schwestern der Provinzleitung der Barmherzigen Schwestern,

liebe Freunde der Türkei und des St. Georgs-Kollegs!

 

 

"Reise" und "Zeit" heißen die beiden Begriffe, die unsere Absolventen für diese Ausstellung gewählt haben. Beide Worte sprechen Wirklichkeiten an, die mit Bewegung, Aufbruch, Unterwegs-Sein und offener Zukunft zu tun haben. Sie richten sich gegen statische Sichten und schwarz-weiß Urteile, die so oft zu pauschalierenden Verkürzungen führen und ein weiterführendes Gespräch dann meist unmöglich machen.

 

Die Gestalter dieser Ausstellung sind türkische Absolventen des Österreichischen St. Georgs-Kollegs in Istanbul, die durch ihre Ausbildung an unserer Schule, vor allem aber auch durch den persönlichen Kontakt mit Österreichern in diesem Erziehungswerk neben der Liebe zu Ihrem Heimatland auch Respekt und Hochschätzung für Österreich und dessen Werte erworben haben und die es als schmerzvoll empfinden, wenn plötzlich in beiden Ländern besonders die Gegensätze und das Trennende betont werden.

 

St. Georg ist eine Schule mit gutem Ruf und vermittelt eine qualitätsvolle Erziehung,  wie viele erfolgreiche Generationen unserer Absolventen beweisen. Aber entscheidend ist wohl, dass wir auch aufzeigen wollen, dass eine Fülle von Beziehungs- und Schnittpunkten möglich sind. So können unsere Absolventen zutiefst überzeugte Vertreter des Laizismus des Staatsgründers Kemal Atatürk sein und zugleich wirklichen Respekt einem kirchlichen Schulerhalter gegenüber zeigen, den ich seit mehr als zwei Jahrzehnten in Istanbul vertreten darf.

 

Die Bedeutung des Dialogs von Kulturen und Religionen wird in den letzten Jahren verstärkt betont. St. Georg lebt ihn seit vielen Jahrzehnten mit großer Selbstverständlichkeit und auch mit viel Zuversicht in all den vielen Fragen, die dabei immer wieder zu lösen sind. Es ist mir deshalb auch eine wirkliche Freude, dass nach dem Empfang des Herrn Präsidenten Dr. Khol hier im Bereich des Österreichischen Parlamentes Herr Botschafter Yenel am Abend in die Türkische Botschaft einlädt.

 

Der Absolventenverein hat im Ausstellungskatalog die Ansprache dokumentiert, die Bundespräsident Klestil bei seinem Staatsbesuch in der Türkei vor Hunderten unserer Absolventen im Kolleg gehalten hat und die mit dem Gedanken endet: "Österreich sollte vieler solcher St. Georgs-Kollege haben".

 

Genau das möchte diese Ausstellung aufzeigen und darauf hinweisen, dass es nicht nur in St. Georg, sondern auch in der Geschichte unserer Länder eine Fülle solcher positiver Beziehungspunkte gibt, von denen eine kleine Zahl exemplarisch dargestellt wird. So ist diese Ausstellung nicht nur eine Zeitreise in die Vergangenheit, sondern gleichzeitig auch ein Aufruf für die Zukunft. In Österreich und in der Türkei wollen wir sagen: Nicht Mauern der Abschottung und neue eiserne Vorhänge werden unsere Zukunft sicher und friedlich machen, sondern Brücken, die in beide Richtungen begehbar sind. Das bedeutet keineswegs ein blauäugiges Verschweigen von bestehenden Problemen, aber dies muss immer mit einer guten Kenntnis der Situation des Anderen sowie mit einem respektvollen Miteinander verbunden bleiben.

 

So möchte ich mit einem Wort des Dankes an unseren Absolventenverein schließen, aber auch an all jene, die durch ihre Ermutigung und Unterstützung das Zustandekommen dieser Ausstellung ermöglicht haben.

 

 

Franz Kangler