Die Idee, in St. Georg einen regelmäßigen Galerie-Betrieb einzurichten, wurde bereits im Herbst 2003 besprochen. Als kurz darauf festgestellt wurde, dass die Decke im Pförtnerraum Risse aufwies und sie erneuert werden musste, war dies ein Anlass, eine Neugestaltung der beiden Räume im Eingangsbereich der Schule in Hinblick auf das Galerieprojekt zu überlegen.

Im Zuge der Deckenrenovierung wurde ein neues Beheizungssystem installiert und so konnte die Pförtnerkoje durch eine zum Raum hin offene Verbauung aus Holz ersetzt werden. Eine funktionslos gewordene Türöffnung wurde zugemauert, um eine größere Wandfläche zum Aufhängen von Bildern zu gewinnen. Der spannendste Aspekt der Renovierungsarbeiten lag in der Frage, was sich unter den Linoleumböden befinden würde. Wie vermutet, handelte es sich um "çinili karolar", die in Istanbuler Häusern des 19. Jahrhunderts sehr verbreiteten, von Hand gegossenen Fußbodenfliesen aus Marmorstaub und Zement, die nun, Fliese für Fliese, freigelegt wurden. Obwohl nach dem Abschleifen und Lackieren des Bodens noch immer Spuren des bräunlichen Linoleumklebstoffes zu sehen sind, schien es uns wert, diesen Fund aus vergangener Zeit zu erhalten. Auch der Zugang zu einer Zisterne wurde durch eine Abdeckung aus Stahl wieder sichtbar gemacht. Neue Beleuchtungsspots wurden installiert und dank der Vermittlung von Herrn Harro Pirch konnte auch ein äußerst funktionales Bilderaufhängesystem angeschafft werden.

 

Parallel zur schrittweisen Adaptierung der Räumlichkeiten konkretisierten sich auch die Vorstellungen bezüglich der geplanten Galerie. Ein Grundgedanke des Projektes entstand aus dem Bedürfnis, den Eingangsbereich der Schule zu beleben und ihn in seiner symbolischen Bedeutung an der Schwelle zwischen Schule und Leben, zwischen Theorie und Praxis, zu betonen. In diesem Sinn haben wir uns für einen regelmäßigen Galeriebetrieb in St. Georg drei Schienen vorgestellt. Zum einen soll die Tradition von Ausstellungen ehemaliger Lehrer und Freunde von St. Georg weiterhin gepflegt werden. Außerdem soll Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten werden, ihre Arbeiten zu präsentieren. Neu ist die dritte Schiene, das Vorhaben, St. Georg als einen Ort der Begegnung für zeitgenössische österreichische und türkische Künstler und Kunst-Interessierte zu etablieren. Für diesen Zweck wurden ein Galerielogo und ein Einladungskartenmuster entworfen. Die Leiterin des österreichischen Kulturforums, Frau Dr. Ulrike Outschar, hat sich freundlicherweise bereit erklärt, diese Ausstellungstermine der Galerie St. Georg in den Veranstaltungskalender des Kulturforums aufzunehmen und unsere Einladungskarten den monatlichen Aussendungen des Kulturforums an ca. 2200 Adressen beizulegen. Herr Direktor Franz Kangler begleitet die Entwicklung des Projekts von Anfang an mit Interesse und Investitionsbereitschaft.

Waltraud Perfler und Norbert Krinzinger, März 2005

 

Seit Herbst 2007 leitet Herr Mag. Christian Brunmayr das österreichische Kulturforum in Istanbul. Wir freuen uns, dass sich die unter seiner Vorgängerin begonnene Zusammenarbeit mit der Galerie St. Georg unter seiner Ägide fortsetzt und danken ihm für sein Interesse und seine Unterstützung. Auch Frau Çiğdem İkiışık, die seit Beginn des Projekts die Koordination mit dem Kulturforum bis Ende des Schuljahres 2007/08 betreute, möchten wir in diesem Rahmen unseren herzlichen Dank aussprechen.

Am 1. Juni 08 übernahm Frau Bengü Abyanoğlu ihren Aufgabenbereich im Kulturforum. Wir begrüßen sie und ihre seit 1.11. 08 tätige Mitarbeiterin, Frau Yaprak Özmete, herzlich und freuen uns auf weitere gute Zusammenarbeit.

VIERUNDZWANZIG

Mit Aquarellen von Siegfried Anzinger haben wir im März 2005 das PROJEKT GALERIE ST. GEORG begonnen. Mit der Rauminstallation von Canan Dağdelen im Mai 2009 hat dieses Projekt einen Abschluss gefunden. Auf Grund von Personalentscheidungen kann die Galeriearbeit nicht mehr in dieser Form und Intensität weiter geführt werden.

In diesem Zeitraum konnten wir neun türkische und fünfzehn österreichische KünstlerInnen für eine Ausstellung in den Räumen von St. Georg gewinnen und so dem Publikum einen kleinen Einblick in das zeitgenössische Kunstschaffen vermitteln.

Für diese Möglichkeit danken wir vor allem der Lazaristengemeinschaft in der Person von HR Dir. Franz Kangler. Er hat den „Grundgedanken des Projektes“ nicht nur wohlwollend begrüßt sondern auch finanziell getragen. Wir danken der Leitung des Österreichischen Kulturforums für die Unterstützung bei Reisekosten und die Versendung der Einladungen. Wir danken Gero Weinmann für die „digitale“ Betreuung des Projektes. Wir danken Frau Aydan Golüoğlu, Herrn Cemal Ener und Herrn Gani Oktay Arbak für die Übersetzungen. Wir danken Tekin Bey und seiner Crew für die vielfältige Arbeit im Hintergrund. Wir danken dem BKA/BMUKK für die Unterstützung des „Artist in Residence Programmes“. Vor allem aber danken wir den Besuchern der Ausstellungen und wir hoffen, dass in der GALERIE ST. GEORG noch viele interessante Ausstellungen gezeigt werden: Vivant sequentes.

 

Waltraud Perfler und Norbert Krinzinger, Juni 2009